Praxis für einen bewussten Umgang mit inneren und äußeren Krisen

Individuelle und kollektive Traumata sind Teil unserer gegenwärtigen Menschheitsentwicklung. Traumata zu beinhalten und zu transformieren ist eine unser größten Herausforderungen, damit wir aus den sich wiederholenden Szenarien und Geschichten von Gewalt, Angst, Wut, Trauer, Taubheit gegenüber uns selbst, gegenüber unseren Nächsten und gegenüber der Welt herauswachsen.
Um die eigenen aktivierten Gefühle von Angst, Wut, Hilflosigkeit etc. und auch Taubheit oder Ignoranz in uns da sein zu lassen, benötigen wir eine Praxis und eine Umgebung, die uns das ermöglicht.
Dank der immer größer werdenden Bewusstheit über die Funktionsweise von individuellem und kollektiven Trauma, können wir heute bereits einige Werkzeuge einsetzen.

Elemente einer bewussten Praxis, um mit inneren und äußeren Krisen zu sein.

Erdungspraxis
Die Aktivierung unseres Nervensystems, die sich in Emotionen, aber auch in Mentalisierungen und Gedankenspiralen äußern, hat immer zur Folge dass unser Energiesystem nicht mehr gut geerdet ist, flattrig ist. Schlaflosigkeit, Erschrecken, Stress, Ängste, Müdigkeit, unangepasste Emotionen, Gedankenspiralen können die Folge sein.
Eine einfache Erdungspraxis ist das bewusste Sinken ins Becken beim Ausatmen. Dies bewirkt zum einen eine Beruhigung des Nervensystems, aber auch eine bessere Verankerung im jetzigen Moment.
Hier kannst du dir eine Meditation zum Ankommen im Körper anhören:

Präsenzpraxis
Das Wesen von Trauma ist, dass wir uns des gegenwärtigen Moments nicht mehr bewusst sind, sondern vollkommen eingenommen sind von reaktiven Emotionen und Geschichten, also von der Vergangenheit. Damit können wir uns auf das, was gerade geschieht nicht mehr beziehen. Die Dämonen der Vergangenheit überlagern die Gegenwart.
Um wieder im gegenwärtigen Moment anzukommen können wir:

Unseren Körper klopfen, denn unser Körper ist immer gegenwärtig

Uns selbst umarmen, Selbstliebe ist ein Heilmittel

Konzentration auf bewusstes Atmen legen,  Atem geschieht Jetzt

Uns umschauen, wo wir uns gerade befinden und die Umgebung bewusst, frisch, und detailliert wahrnehmen

Meditieren, um uns mit unseren Wurzeln in Mutter Erde zu verankern und uns mit dem Höherem zu verbinden.
Hier findest Du eine Meditation um dich in die Vertikalität zu verbinden.

Meditation Erde und Himmel

Praxis des Teilens
Sobald wir mit unseren inneren Prozessen, unseren Sorgen, Ängsten, unserer Hilflosigkeit etc. wahrgenommen werden, d.h. gesehen, gefühlt, gehört werden, entsteht in uns Entspannung. Uns Mitteilen können wir in professionellen Kontexten mit Therapeuten, aber auch in kleinen Gruppen oder mit Freunden, die an einem bewussten Umgang interessiert sind.

In beiden Fällen nutzen wir quasi das kollektive Nervensystem, um zu erfahren, dass wir mit unseren inneren Prozessen nicht alleine sind.

Die Praxis des Mitteilens in Gruppen ist dabei ein wichtiges Instrument. Für diese Praxis braucht es einige Voraussetzungen:

  • Präsentes Miteinander sein
  • Urteilsfreies Zuhören und Lauschen
  • Sich selbst und den eigenen Körper mitbekommen
  • Das Universum des Gegenüber als sein Universum erkennen und dort belassen
  • Mit Eingestimmtheit und Neugierde für das Gegenüber da sein
  • Mitgefühl entwickeln
  • Keine Ratschläge geben

Als hilfreich für Mitteilungsrunden hat sich folgendes Setting erwiesen:

  • Einstimmung auf sich selbst, Ankommen im eigenen Körper, kurze Meditation oder Stille
  • Jeder spricht, ohne dass er unterbrochen wird für eine festgelegte Zeit ca. 5 -15 Minuten
  • Falls gewünscht kann mit einem feedback abgeschlossen werden: was hat es in mir ausgelöst, welche Erkenntnisse habe ich durchs teilen, wie geht es mir jetzt.
  • Abschluss mit einer Meditation, Musik, Stille

Praxis des Tuns
In Krisensituationen möchten wir oftmals handeln. Zunächst ist es gut zu klären, von welchem Platz in mir kommt denn mein Handlungsimpuls. Oft kaschieren wir durch Handlungen emotionale Ladungen wie Hilflosigkeit und Angst. Dies führt dann oft zu Handlungen, die sich nicht wirklich verbinden können mit der Situation, weil sie aus einem getrenntem Selbst entstehen. Erst wenn ich mich tiefer verbinden kann mit mir und meinen Emotionen und den Krisen, denen ich begegne, entstehen Handlungen, die sinnstiftend und von einem wahrhaftigem Mitgefühl getragen sind. Die Praxis des Tuns, ist eine Praxis, in der ich mir selbst mehr und mehr bewusst werde, was meine wahrhaftige und ehrliche Motivation ist. Handle ich, um mich besser zu fühlen oder handle ich, um einen Beitrag zu leisten.

Manchmal fühlen wir uns auch überfordert und denken: "ich sollte etwas tun", tun es dann aber nicht. Auch hier ist es wertvoll tiefer zu schauen und die Hilflosigkeit und Ohnmacht, die Krisen oft hervorrufen, ganz bewusst zu integrieren. Dadurch kommen wir wieder zu einer Handlungsfähigkeit.

 
 

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